"Schloss öffne Dich!"

Ein generationenübergreifendes Vermittlungsprojekt

Seit mehr als 300 Jahren steht Schloss Waldegg vor den Toren Solothurns und hat in dieser Zeit verschiedene Umnutzungen erfahren: Vom Sommerschloss der Familie von Besenval wurde es zum ganzjährig bewohnten Zuhause der Familie von Sury, bis es 1963 in den Besitz des Kantons Solothurn überging, der das Schloss ab den 1970er-Jahren als Begegnungszentrum für den Austausch zwischen den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz nutzte. Ab 1985 wurde das Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung umfassend restauriert und schliesslich 1991 als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Restaurierungsarbeiten veränderten das Aussehen der Schlossanlage tiefgreifend: Aus der efeuumrankten Waldegg und ihrem verwunschenen Garten mit mächtigen Bäumen wurde ein weiss strahlendes Schloss mit einem symmetrisch angelegten Barockgarten nach dem Vorbild des frühen 18. Jahrhunderts. Aus dem privat bewohnten Gebäude wurde ein Schloss für alle.

Die heutigen Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse in Feldbrunnen-St. Niklaus haben die «alte» Waldegg nicht mehr erlebt. Viele ältere Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Dorf mögen sich hingegen noch lebhaft an die Zeiten vor der Museumseröffnung erinnern. Ganz im Sinne der Waldegg als Ort der Begegnung brachte das im Herbst und Winter 2022 durchgeführte Projekt «Schloss öffne Dich!» die beiden Generationen zum Austausch zusammen.

Als Vorbereitung auf die Gespräche hatten sich die Schülerinnen und Schüler mit der Bedeutung von Oral History auseinandergesetzt, einer Methode der Geschichtswissenschaft, bei der Zeitzeugen zu ihren spezifischen Erfahrungen befragt werden. Ausgehend von ihren persönlichen Interessen und ihres Wissens über die bewegte Geschichte von Schloss Waldegg erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler schliesslich Interviewfragen, die als Grundlage für den Austausch mit den Zeitzeugen dienten.

Ihr grosses Engagement zahlte sich aus: Die Interviews enthalten gleichermassen berührende wie spannende Geschichten und Erinnerungen, welche die Zeitzeugen mit dem «alten» Schloss und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern verbinden. Sie verdeutlichen die grosse Verankerung der Waldegg in der Gemeinde Feldbrunnen-St. Niklaus und zeigen die Bedeutung, die das Schloss über Generationen hinweg hatte und bis heute hat. Der Austausch mit den Zeitzeugen ermöglichte den Schülerinnen und Schülern nicht nur, sich mit dem Schloss Waldegg als Baudenkmal auseinanderzusetzen, sondern auch einen Einblick in die Lebenswelten einer anderen Generation zu erhalten.

Die im Rahmen des Projekts entstandenen Interviews wurden in einer Broschüre publiziert. Diese kann im Museum Schloss Waldegg kostenlos bezogen werden.

Für ihr engagiertes Mitwirken danken wir Rolf Nyffeler und seinen Schülerinnen und Schülern der 5. und 6. Klasse in Feldbrunnen-St. Niklaus sowie allen beteiligten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ganz herzlich.

 

5./6. Klasse Feldbrunnen-St. Niklaus
Die Schülerinnen und Schüler der 5./6. Klasse aus Feldbrunnen-St. Niklaus befragten in einem Oral-History-Projekt ältere Dorbewohnerinnen und -bewohner zu ihren Erinnerungen an Schloss Waldegg.